Wenn Leuten empfohlen wird, statt einer der Standardklassen doch besser eine der KOMA-Script-Klassen zu verwenden, lehnen sie das häufig ab, weil sich beim Wechsel angeblich alles ändere. Tatsächlich haben die Standardklassen einen anderen Seitenspiegel also eine andere Verteilung von Text und Rändern, eine andere Form der Kapitelüberschriften und auch an ein paar anderen Stellen andere Schriften voreingestellt. Es ändert sich also keineswegs alles, sondern nur der Absatz- und der Seitenumbruch, die Überschriften, die Kopf- und Fußzeile und natürlich hat man eine ganze Menge neuer Möglichkeiten. Aber auch hier kann KOMA-Script eine Stärke ausspielen: die einfache Änderbarkeit von Vielem. Deshalb kann man all diese Voreinstellungen bei KOMA-Script sehr weitreichend in Richtung der Standardklassen anpassen.
Ab Version 3.12 bieten die KOMA-Script-Klassen scrbook
, scrreprt
und scrartcl
auch eine Art Generalantwort auf diese Ablehnung: Klassenoption emulatestandardclasses
. Derzeit nimmt die Option folgende Änderungen vor:
scrlayer-scrpage
wird geladen und der Seitenstil wird an die Standardklassen angepasst (einschl. unsäglichem Versalsatz im Kolumnentitel falls verwendet).\areaset
eingestellt.All diese Einstellungen lassen sich natürlich ändern. Abweichungen sollten nach der Klassenoption emulatestandardclasses
angegeben werden. Diese neue Option kann nicht per \KOMAoption
oder \KOMAoptions
, sondern nur als Klassenoption gesetzt werden.
Der Seitenumbruch wird übrigens auch mit der neuen Option nicht unbedingt identisch sein, da doch noch eine ganze Reihe von vertikalen Abständen bei KOMA-Script nicht identisch sind. Der Absatzumbruch normaler Absätze dürfte aber unverändert bleiben.
Möglicherweise werden neben den oben genannten Änderungen in Zukunft weitere hinzukommen. Das geht dann auf Kosten der Kompatibilität zu früheren KOMA-Script-Versionen, dafür aber mit einem Gewinn an Kompatibilität zu den Standardklassen.
Teilweise wünschen Anwender auch gar keine komplette Rückkehr zur Darstellung der Standardklassen. Für die am häufigsten gewünschte Änderung, nämlich der Verzicht auf Grotesk, also serifenlose Schrift, gibt es daher eine weitere Option:egregdoesnotlikesansseriftitles
.
Nur für die Überschriften gibt es außerdem Option headings=standardclasses
. Damit werden die Schriftgößenabstufungen aller Überschriftenebenen an die der Standardklassen angepasst. Es wird auch keine Grotesk, sondern die fette Variante der Grundschrift verwendet. Kapitelüberschriften von scrbook
und scrreprt
werden außerdem mit Präfixzeile gesetzt und beginnen im doppelseitigen Satz immer auf einer rechten Seite.