Diese Frage ist in dieser allgemeinen Form nicht leicht zu beantworten. Vor der Wahl der Klasse, sollte man das Dokument planen. Dazu gehört insbesondere, dass man die Grobgliederung erstellt und abschätzt wie die wichtigsten Elemente wirken sollen. Danach kann man eine Klassifizierung des Dokuments vornehmen. Erst damit ist es dann möglich abzuschätzen, ob es sich eher um eine Art Artikel/Arbeitspapier, einen Bericht oder doch schon eher um ein Buch handelt. Welche Klasse wofür am besten geeignet ist, ist nicht eindeutig zu sagen. Hinweise bekommt man aber durch den Namen der Klasse durchaus schon.
scrartcl
steht für script article, also eine Artikel-Klasse. Artikel sind in der Regel kurze Texte, die häufig zusammen mit anderen Texten veröffentlicht werden oder einzuordnen sind. Das sind beispielsweise echte Zeitschriftenartikel, Artikel in einem Sammelband oder zu einer Vortragsreihe, aber auch Arbeitspapiere. Hier gibt es dann den Berührungspunkt zu Berichten. Eine Seminararbeit ist beispielsweise eine Art Bericht zu einem Teil einer Vortragsreihe oder eine Art Arbeitsbericht. Für mich ist das ein Artikel, der im Zusammenhang mit den anderen Seminararbeiten zum demselben Seminar zu sehen ist. Eine Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit ist ebenfalls ein Arbeitsbericht und gleichzeitig eine wissenschaftliche Abhandlung. Diese ist jedoch in erster Linie eine eigenständige Arbeit. Auch vom Umfang überschreitet zumindest die Master- und Diplomarbeit meist das, was ein üblicher Artikel erreicht.
scrreprt
steht für script report, also eine Bericht-Klasse. Sie eignet sich grundsätzlich für Master- und Diplomarbeiten, teilweise auch für Bachelor-Arbeiten. Wenn wir ganz ehrlich sind, ergeben Bachelor-Arbeiten oftmals schon vom Umfang aber einen eher dünnen Bericht. Spätestens bei der Dissertation, die bei vielen Disziplinen noch immer als Buch heraus gebracht wird, teilweise aber auch bereits bei mehrteiligen Master- oder Diplomarbeiten überschreiten wir dann die Grenzen vom Bericht zum Buch.
scrbook
steht für script book, also eine Buchklasse. Damit eignet sich die Klasse nicht nur als Grundlage für vielerlei Bücher – allerdings weniger für literarische Werke, sondern eher für Fachbücher – sondern auch für Dissertationen und so manche Master- und Diplomarbeit oder für Vorlesungsskripte (das ist der Ursprung des LaTeX-2.09-Vorläufers der Klasse und daher kommt der Namensteile »script«).
Übrigens: Manchen mag es verwundern, aber das KOMA-Script-Buch, dessen Layout eigentlich gar nicht mehr an scrbook
erinnert, ist tatsächlich mit scrbook
gesetzt. Das zeigt, wie vielfältig und flexibel diese Klasse tatsächlich ist.
Es ist klar, dass gerade am Grenzbereich zwischen den drei Dokumentklassen die Entscheidung oft schwer fällt. Bei wissenschaftlichen Arbeiten ist besonders die Abgrenzung zwischen einem Bericht mit scrreprt
und einem Buch mit scrbook
sehr fließend. Allerdings ist gerade der nachträgliche Wechsel zwischen diesen beiden Klassen sehr einfach. Außerdem bestehen die meisten Unterschiede nur in unterschiedlichen Voreinstellungen. Sehr wenige Anweisungen wie \frontmatter
, \mainmatter
, \backmatter
oder die abstract
-Umgebung existieren nur in einer der beiden Klassen.
Aber auch der Wechsel von scrartcl
nach scrreprt
und zurück ist oft nicht so aufwändig, wie er zunächst erscheint. Im Wesentlichen kann mit Suchen/Ersetzen die Überschriftenhierarchie angepasst werden. Zur Optimierung können dann ggf. noch einige \cleardoublepage
ersetzt und einige Optionen angepasst werden. Das ist tatsächlich meist sehr schnell erledigt.